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12/aCHzig_über die Berge
nach Muntigunung

I see trees of green, red roses too. I see them bloom, for me and you. And I think to myself. What a wonderful world.
I see skies of blue, clouds of white. Bright blessed days, dark sacred nights. And I think to myself. What a wonderful world.
The colors oft the rainbow, so pretty in the skies, or also on the faces of people going by. I see friends shaking hands, saying „how do you do?“ they’re really saying, „I love you?“
I hear babies cry, I watch them grow. They’ll learn much more, than I ever know.
And I think to myself, what a wonderful world.

Satchmo’s Worte – one of my all time favourites – kamen mir in den Sinn, als wir über die Berge liefen. Oberhalb von Sangan am Lake Batur, dem großen Kratersee in Zentralbali, sind wir in den Trekkingpfad eingestiegen. Ketut, unsere Führerin, lief voran, der schwere Rucksack, der an ihren Schultern hing, schien sie nicht im Geringsten zu belasten. Hinter ihr folgte Elber. Und ich mühte mich, als letzter Schritt zu halten mit den beiden. Ziemlich fit für einen Mann in seinem Alter! dachte ich. Denn immerhin kann ich mich auch nicht als unsportlich bezeichnen und Elber könnte fast mein Vater sein! Doch der sprang mit seinen vierundsechzig Jahren mit einer Leichtigkeit über den schmalen Steig, dass mir die Worte fehlten.
Und auch wenn Elber, so wie er sprach, so wie er mit anderen umging und seine Arbeiten verrichtete, wirkte, als wäre er die Ruhe in Person, wurde ich den Eindruck nicht los, dass es diesem Mann nicht schnell genug gehen konnte. 

Am höchsten Punkt der Route machten wir Rast. Obwohl wir bereits sehr früh am Morgen aufgebrochen waren und die Sonne noch längst nicht auf ihrem Zenit stand, war es mittlerweile heiß geworden, und die schwüle Hitze forderte ihren Tribut. Wir brauchten Wasser.

Eine Familie vom nahe gelegenen Dorf bot uns Kaffee an. Während ich in kleinen Zügen meinen Bali Copi genoss, warfen wir einen Blick über die berauschende Landschaft, über den Lake Batur, den großen Kratersee, der strahlend blau zu unseren Füssen lag, hinüber zum heiligen Vulkan Agung, der majestätisch und friedlich, von ein paar dekorativen Wolkenschwaden umzogen, über der Insel thronte, und ihre Bewohner darüber im Unklaren ließ, wann er sich wieder sein Recht nehmen würde auszubrechen.  Wir blickten hinunter in die tiefen Schluchten, die das schnelle Wasser über die Jahrhunderte in den weichen Basalt gegraben hatte, und die abfielen hin zur Küste, bis hinunter in die Bali Sea.

Zurzeit waren sie mit üppigstem Grün bedeckt. Wir hatten eine gute Zeit erwischt. Es war Regenzeit. Reichlich Wasser war die letzten Wochen gefallen, um die Natur zum Blühen zu bringen. Nicht genug allerdings, um die nächsten Monaten bis zum Einsetzen der nächsten Regenzeit zu überstehen. Bald schon würde die Szenerie sich wieder dramatisch verändern. Bald schon würden die kargen Pflanzen, die jetzt noch einem Strohfeuer gleich, mit dem Firmament um die Wette strahlen, als würden sie sich fragen, was göttlicher sei - das Grün der Erde oder das Blau des Himmels - bald schon würden diese Pflanzen der glühenden Hitze der Sonne nichts mehr entgegen zu setzen haben. Bald würden sie in den kargen Böden kein Wasser mehr finden, um zu überleben. In ein paar Wochen schon würde die Landschaft trockener werden, Stück für Stück verblassen, bis gegen Ende der Trockenzeit eine karge Halbwüste entstanden sein wird, die dem Einsetzen der ersten Regenfälle entgegen dürstet. Und mit ihr die Bewohner von Muntigunung.

Ketut deutet hinunter zum See, formt mit beiden Händen ein imaginäres Gefäß über ihrem Kopf und zeigt auf einen schmalen Trampelpfad zu ihren Füssen. Ich verstehe nichts. Elber erklärt mir, dass das der Weg gewesen sei, den die Frauen von Muntigunung jeweils hinunter gestiegen wären, um Wasser zu holen. Sprachlos fragend, und auch zweifelnd, schaue ich Ketut an. Sie nickt eifrig, lächelt dabei verlegen. Ich kannte ihre Geschichte zwar in groben Zügen, doch dass die Frauen diesen Steig zehn Liter Wasser auf dem Kopf balancierend hoch geklettert sein sollen, und das Tag für Tag, das sprengte meine Vorstellungskraft doch ganz entschieden. Denn der Weg war steil, sehr steil. So steil dass ich in meinen kühnsten Träumen nicht ohne geeignetes Gerät in diesen Hang eingestiegen wäre. Und nie und nimmer mit der Last einer halben Tagesration Trinkwasser auf dem Kopf. "Ja, so war das", sagte Elber und umfasste Ketut sanft an ihren Schulter. "Aber zumindest diese Zeiten sind vorbei." Ketut nickte nachdenklich. Dann drehte sie sich um und lief weiter, führte ihre kleine Gruppe weiter an ihr Ziel.

Während des nächsten Stücks unseres Weges sprach ich kein Wort. Ich versuchte mir vorzustellen, was es bedeutete, hier zu leben, unter diesen Bedingungen. Es fiel mir schwer, das gebe ich offen zu. Von Zeit zu Zeit musste ich mich konzentrieren, um nicht zu Fall zu kommen. Träumen und Trekking ist wohl keine ganz so gute Kombination, dachte ich bei mir. Und vielleicht lag darin ja auch ein kleines Stück Geheimnis dieser Geschichte verborgen.  Leben in Muntigunung bedeutete vielleicht, gar keine Zeit und keine Kraft zu haben, sich ein anderes, ein besseres Leben vorzustellen. Vielleicht musste erst jemand kommen, der diesen Traum in diese Dörfer bringen wollte.

Ketut und Elber hatten angehalten, um mich aufholen zu lassen. Ketut lächelte mich fragend an und ich versuchte, in ihren Augen zu lesen. "Alles in Ordnung?" fragte Elber, und ich bejahte, hielt dabei meine beiden Daumen nach oben, damit auch Ketut verstünde, dass es mir gut ging. Elber und ich wechselten noch einen Blick und ich fragte mich, was in diesem Mann wohl vorging.

Wir kamen in ihr Dorf Ciang Keng, wurden empfangen, nein nicht wie Fürsten, wie willkommene Besucher, Passanten, die einen Augenblick Teil haben durften an ihrem Leben, dass für mich so gar nicht vorzustellen ist.

Frauen, Männer, Alte, Junge, Kinder saßen beisammen, gingen ihrem Tagewerk nach. Arbeit, die das Dorfentwicklungsprogranmm initiiert von Daniel Elber und Zukunft für Kinder in die Dörfer von Muntigunung gebracht hat. Und auch wenn die Häuser einfach sind, die Bedingungen noch immer hart, so findest du in den Augen der Männer, Frauen und Kinder so etwas wie Hoffnung und den Traum von einer besseren Zukunft hier in den Bergen von Muntigunung, an den Nordhängen des Agung, des heiligen Berges Balis.

Januar 2017

 

 

avi's choice

Meine Empfehlung

Es gibt nicht vieles zu empfehlen im Norden Balis, gerade deshalb ist es so empfehlenswert!
Auf jeden Fall jedoch muss dieses Trekking ins Programm eines jeden Bali Reisenden. Und es ist auch gar nicht verkehrt der Küste noch den einen oder anderen Tag zu widmen. Im Poinciana oder auch im Spa Village
lässt sich mehr als fürstlich wohnen und wer ein wenig Abwechslung von Rambazamba sucht, keine Angst vor krähenden Hähnen hat, dem Meer beim Wellen schlagen zuhören möchte und den Fischern beim Fischen, der ist hier sehr gut aufgehoben.

 

For drinks:

There is no wine yet in Muntigunung
But drink whatever, just have it together with some cashews from Muntigunung!