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01/aCHzig_WIEN ist ein Gemischter Satz.

Sachen kann man ja viele machen in Wien, das kannst du ruhig glauben. Denn Wien ist zwar nicht New York - und manche sagen da auch, Gott sei Dank - aber eine Millionenstadt allemal und hat 24/7 für alle was parat.

Aber wenn du mich fragst, und ich bin halt ein sentimentaler Mensch, dann flanier’ ein bisserl durch das Alte Wien, freu dich, wie modern es mittlerweile wieder ist, geh nach Schönbrunn und lauf eine Runde im Park, wenn du willst, das tut dir gut. Aber vor allem: Geh zur Jutta! Denn dort bist du beim Wiener Wein. Der ist ein Kapitel für sich, gehört zur Geschichte der Stadt und zur Zukunft gleichermaßen, und ob du es glaubst oder nicht, wenn du den Gemischten Satz verstehst, dann hast du auch Wien verstanden.

Der Gemischte Satz: der eigentliche Wiener Wein. Frucht, Säure, Alkohol und Schmelz - von allem a bisserl, aber nie zuviel. So wie die Wiener halt sind.

Nicht nur hier in Wien hat man so Weinbau betrieben, aber besonders in Wien wurde dieser Weinstil gepflegt und weiter entwickelt. Das Wesen des GS ist es, dass planmäßig, mitunter auch zufällig, unterschiedliche Rebsorten im Weinberg kultiviert werden und gleichzeitig gelesen und vinifiziert werden. War es ursprünglich ein durchaus pragmatischer Ansatz, dass die Heterogenität der Sorten einen über die Jahrgänge nivellierenden Einfluss auf die Ernte hatte, so ist es, wenn man das Pferd einmal von hinten aufzäumt, ein nicht zu unterschätzendes Potenzial einer Anlage. Wenn bei sorgsamer Pflege, die Stärken aus jeder Sorte und damit letztlich aus jedem einzelnen Stock gekitzelt werden, erhalten die Wiener Weine, die an Komplexität nicht zu übertreffen sind. Frucht, Süße, Säure, Mineralität, Alkohol - Dank sei dem Nussberg! - in der geübten Hand der Winzer, entfalten sich Sehnsuchtsweine für Weissweintrinker.

Pass auf. Nach deiner Runde in Schönbrunn, Duschen und einem Espresso in der Stadt, beim kuk Hofzuckerbäcker DEMEL wenn du willst, oder auch bei der AIDA, dem Gegenentwurf des Wiener Kaffeehauses, fährst du am besten gleich hinauf auf den Nussberg. Mit der U4 nach Heiligenstadt und von dort zu Fuß - es ist ein kleiner Fußmarsch, aber du wirst es nicht bereuen. Denn auf dem Nussberg hast du alles auf einen Blick. Wein, Stadt, Donau, HEURIGEN. Die Weine vom FRITZ WIENINGER und bei seinem Heurigen am Nussberg was zum Essen dazu. Ein bisserl Schickimicki und ein bisserl altes Wien obendrein. Der Nussberg ist die wahrscheinlich beste Lage in ganz Wien und auch eine der besten in ganz Österreich, vor allem der hohe Kalkanteil begünstigt kräftige, mineralische Weine. Der Geruch der Reben begleitet dich und wenn du viel Zeit und Geduld mitgebracht hast, kannst du versuchen heraus zu finden, was da alles wächst in den Weingärten. Das Geheimnis des Gemischten Satzes ist ja, dass die Komplexität quasi im Rebberg gesetzt ist. Dutzende von Sorten kannst du hier finden, Grüner Veltliner natürlich , Riesling ohne Zweifel, Traminer - was wäre Wien ohne den? - Neuburger, Muskateller, Sylvaner … am besten du hast dein Weinlexikon mitgebracht. Nimm einen Schluck, ich hoffe du hast schönes Wetter, und genieß den Blick auf die Stadt und die Vorstellung von all den Aromen, die in diesem Boden reifen.

Aber übertreib es jetzt nicht gleich mit dem Wein, denn du hast noch was vor. Bei der Jutta Ambrositsch hast du beim Buschenschank in Residence reserviert. Ein idyllischer Weg führt dich hinunter. Du bist in Grinzing gelandet, dem berühmtesten, meist besungenen Weinort in Wien. Ohne Fluch kein Segen, kann ich da nur sagen. Ignorier aber beflissentlich die große Zahl der Touristenbusse - die muss es ja auch geben - und lern die Stadt von ihrer besten Seite kennen. Denn ich glaube ja, es gibt keinen Ort, an dem sich Vergangenheit und Zukunft von Wien so sehr in der Gegenwart begegnen wie hier. Vielleicht ist das ja auch so, so wienerisch, weil die Jutta Ambrositsch keine gebürtige Wienerin ist, eine „Zuagraste“, wie man so sagt. Vielleicht ist das der Grund, weshalb sie verstanden hat, worum es beim Buschenschank wirklich geht. Ich glaube ja, dass es mit ein wenig Abstand immer leichter fällt die Welt zu verstehen. Die Jutta Ambrositsch hat zumindest den Wiener Wein verstanden und es ist ihrer Liebe zu den Weingärten und den Reben zu verdanken, dass die Institution der Buschenschank im 21. Jhdt. angekommen ist. Die Buschenschank ist eine jahrhundertealte Einrichtung. 1792 hat Kaiser Joseph II den Winzern die Möglichkeit eingeräumt, die eigenen Produkte auszuschenken und kalte Gerichte zu servieren - wobei es früher und noch lange durchaus üblich war, die eigene Jause von zu Hause mitzubringen. Und auch heute noch gibt es viele Heurigen, Buschenschank ist dabei nur die gesetzlich geschützte und mit vielen Auflagen belegte Version davon. Es gibt teure und noble, folkloristisch touristische, solche mit Schweinsbraten und Schunkelgaudi. Einige, die den Namen noch verdienen, aber nur ganz wenige, bei denen Atmosphäre und Weine hervorragend, die kalten Schmankerln handverlesen sind und die so unverschämt altmodisch und gleichzeitig modern sein können, dass sich auch ein Heimwehwiener wohl fühlt.

Und wenn das Kaffeehaus das Wohnzimmer der Wiener ist, dann ist der Buschenschank ihr Garten. Ein Ort an dem sie bleiben, wenn die Sonne untergeht, und wenn sie noch nicht nach Hause gehen wollen.
Darum: wann immer ich in Wien bin, und es ergibt sich grad, dass die Jutta ausg'steckt hat, dann bin ich dort.

Wenn du Fragen hast, schreib mir doch @! Aber jetzt muss ich weiter. Unterwegs nach Spanien.

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avi

avis choice

aCH der Österreicher empfiehlt

ESSEN UND TRINKEN

KAFFEE UND KUCHEN
**Der Demel **
Die imperiale Version der Espressobar. MAn kann sich zu den Touristen aus aller Herren Ländern gesellen und die vielleicht besten Kuchen geniessen, auf jeden Fall aber einen schnellen Schwarzen oder Einspänner an der  Bar trinken.

**AIDA**
Mit über hundertjähriger Tradition und 26 Filialen in ganz Wien der Gegenentwurf zum Wiener Kaffeehaus
    
IN DEN WEINBERGEN
**Wieninger am Nussberg**
**Buschenschank in Residenz Zum Guten Grinzing**

ZUM APÈRO
**Zum Schwarzen Kameel**: kameel.at; eine Wiener Institution. Ein Glaserl Wein und ein zwei Brötchen, ein bisserl Schauen, wer alles da ist…, gehört auf jeden Fall dazu!

FÜR DAS WIENER SCHNITZEL
abraham:ubl**Gasthof Ubl**: Preßgasse 26, 1040 Wien, tel. 01-5876437; authentisch, traditionell, trendy und vor allem so herrlich unkompliziert

 

SCHLAFEN

**Hotel Rathaus wein&design**
**Hotel Altstadt**
Schlafen kann man ja an vielen Orten. Das sind zwei Hotels in denen man auch leben könnte …

WEIN

Die Weine vom **Fritz Wieninger** und von **Jutta Ambrositsch** sind mir besonders ans Herz gewachsen.
vor allem:
****Sieveringer Ringelspiel, Jutta Ambrositsch - da bekomm ich fast Heimweh … ****
und natürlich:
**Nussberg Alte Reben, Weingut Wieninger; bei suedhang.com**